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  • Gepostet am 20. März 2021
  • Autor/-in: ©

Ein Tag im Sonnenlicht

„Herzgeflüster“ …

Das Ein Tag im Sonnenlicht

 

Der Bus gurgelt sanft, knurrt leise bevor er abrupt steht. Surrend öffnen sich die Türen und ich stehe plötzlich geblendet im grellen Sonnenlicht.

Eine Woche ist um. Am gleichen Ort, zur gleichen Zeit treffe ich meine Zufallsbekanntschaft. Sie wartete an der Haltstelle. Sie kommt mir freundlich lächelnd entgegen, deren Leben sich auf einem kleinen Stick in meiner Hand ausbreitete.

„Hallo, Herzgeflüster-Dame!“

„Hallo, Überraschungsgirl!“

„Aus dem Girlalter bin ich raus!“, sagt die Neuautorin belustigt verschmitzt nachsichtig.

„Und ich bin kein Buch.“, sage ich ebenso verschmitzt humorvoll.

„Dann hätten wir das ja geklärt „Herzgeflüster“!, sagt sie und guckt mich scharf beobachtend an, meine Reaktion abwartend.

„Nun du hast mir zu meinem Herzenswunsch verholfen. Nie und nimmer hätte ich von mir aus meine Tagebücher zu einem Buchprojekt entwickelt. Ich sprach zwar oft salopp von einem ‚Herzenswunsch‘. Doch erst jetzt wird mir wirklich bewußt, was mein wichtigster Herzenswunsch ist. Sag, wie hat dir mein Text gefallen?“

„Du wirst dich freuen. Schau selbst. Hier ist Dein Stick.“

„Das besprechen wir bei einer Tasse Kaffee. Ich lade dich ein.“

In dem gemütlichen Café steckt, mir gegenüber sitzend, die sportlich elegante schlanke Frau mit den grünblauen lustigen Augen, schnell den Stick in ihren Laptop.

„Ha, ha, das glaube ich ja nicht! Was ist das denn ? Mensch, toll! Du bis ja echt super drauf! Erotisch schön! Oh! Das sind ja ganz aufregende Fotos.“

„Nun übertreib mal nicht! Na, ja! Ich habe mein Bestes gegeben!“

„Das seh ich. Scharf! Naturgegeben frei und unbändig, wild! Richtig scharf!“

„Nicht immer! Manchmal etwas sanfter, schummerig dunkel!“, ergänze ich.

„Immer sehr stimmungsvoll! Das gefällt mir. Viel Gefühl! Ich sag ja, viel Herz!“

„Du mit deinem Herz. Sag mir lieber, wie dir das Gesamte gefällt?“

„Das Ganze was ich sehe, das gefällt mir. Es gefällt mir sehr! Einer freier Geist in einem freien Körper, nahtlos gebräunt. Sieht wirklich gut aus. Das hätte ich in jungen Jahren gerne auch so erlebt.“

Verständnislos gucke ich sie an und sage ironisch: „Hast du das etwa nicht nicht? Das ist dein fotografiertes Leben.“

„Stimmt! Frei und locker, das habe ich zu selten erlebt. Gewünscht habe ich es mir!“

„Dann hast du nicht alle Bilder auf deinen Stick kopiert. Naturverbunden war alles! Davon hast du mir zwar selbst erzähl. Doch was ich sah… zeig mal.“

„Gerne! Wie ein Model, sieht das aus. Ich bin begeistert! Wann war das?“, fragt sie sehr interessiert.

Ihr Augen blitzen verräterisch grinsend, so dass ich merkte, hier stimmt etwas nicht: „Wovon sprichst du?“ sage ich und gucke um die Ecke auf ihren Bildschirm.

„Mach das aus! Nimm den Stick sofort raus!“, rufe ich mit zu lauter Stimme, so dass mein Gegenüber zusammenzuckt. Das Blut schießt mir in den Kopf.

„Brauchst nicht rot werden, Kindchen. Das ist alles normal. Es sind wirklich wunderschöne Fotos. Ich wollte, ich hätte solche wundervollen Bilder meiner besten Lebensjahre.“

„Das ist unser FFK Urlaub. Das ist nichts für dich.“, rufe ich erregt, als ich mich auf den Fotos nackt im Kreise unserer FKK Urlauber entdecke.

„Schade! Schöne Fotos, mit deinem Mann?“

Amüsiert gibt sie mir meinen Stick zurück. Ich wühle, suche und finde den richtigen Stick in der rechten Jackentasche.

Sie steckt ihn in ihren Laptop ein, und herzlicher hätte ein glücklicher Ausruf von ihr nicht sein können:
Herzgeflüster, das hast du unter deinen Kommentar geschrieben? Wie schön! Danke, das macht mich glücklich. Das bleibt ewig in Erinnerung!“

„Genug der Schmeicheleien. Jetzt lass dein Buch nicht in der Schublade versauern! Bring’s zu Ende! Dein Sohn wird sich freuen.“

„Meine Enkel auch.“

„Und wir? Immer am selben Ort und zur selben Zeit treffen wir uns. Doch es ist mehr als nur kennen. Ab und zu flüstern unsere Herzen, mal sanft, mal laut, mal schreckhaft, aber immer herzlich und verständnisvoll.“, denke ich an diesem Tag still.

Seitdem – einfach nur kennen, das bekam Tiefe! Unbekanntes wurde sichtbarer! Nach und nach.

© Ute M.
20. März 2021

 

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1 Kommentar zu „Ein Tag im Sonnenlicht“

  1. Os sussurros falam sempre verdade mesmo que tenhamos dúvidas e sejamos tentados a não acreditar neles. Os sussurros podem ser confissões.
    Um abraço.

    Flüstern spricht immer die Wahrheit, auch wenn wir Zweifel haben und versucht sind ihnen nicht zu glauben. Flüstern kann ein Geständnis sein.
    Eine Umarmung.

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