Hatschi!
Hatschi!
Die Büssin im Zeitgeist!
Was bleibt, ist Verwirrung.
Kinder gehen lachend, singend vorüber:
„Da steht sie bei ihrer Wegesrändin für die Büssin, gut
versteckt, fast unsichtbar verschreckt, diese Haltestellinninhinweisin.“
„Welch ein Quatsch!“, denkt der unfreiwillig hörende wartende Fahrgast.
Er schaut unbedarft belustigt der Holloweengruppe hinterher.
Seine Gedanken hüpfen plötzlich zu absurden Wortspielereien:
„Die Zeitgeistin produziert neue Wörter ohne grammatische
Substanz, so dass ich jetzt auf eine Büssin warten muss?“
Der wartende, verwirrte Fahrgast nuschelt in seinen Bart: „Der Bus, oder die Büssin?
Der Mann, die Männin? Der Hahn, die Hähnin? Wie sage ich was richtig?“
Die lustige, bunt bis gruselig verkleidete Halloweentruppe kehrt zurück.
„Oh, nein, nicht schon wieder.“, denkt der inzwischen entnervte Mann.
Sehr höflich fragen sie ihn nach der Abfahrtzeit:„Die Abfahrtzeitin? Seht, die Wegesrändin, hier steht in den Büschen die Haltestellinninhinweisin mit ihren Abfahrtzeitinnen.“
„Oh Mann, dann muss ich zwischen fliegenden Insekten bekrabbelt stehend lesen?“
„So ist’s ihr Hallowinerinnen. Da steht sie bei ihrer Wegesrändin, die von Gruselkindern verachtet wird?“, sagt der Fahrgast insgeheim amüsiert und sagt: „Eure Büssin fährt selten. Die Technik schafft so manches ab, eiskalt.“
Großes Gelächter: „Haben Sie sich das ausgedacht? Cool, Mann, Männin!“
Jemand klickt, das Handy zeigt den Fahrplan an: „1 1/2 Stunden dauert’s.
Nein Leute, da ruf ich lieber meine Mutter an. So kommen wir schnell ins Trockne.“
Der wartende Fahrgast wendet ein: „Nicht weit von hier, ist ein Bahnhof.“
Das Handy ist schnell gezückt: „Klick! In 20 Minuten! Schaffen wir nicht.“
„Ich auch nicht. Und jetzt? Auf die Büssin wart ich nicht.“ „Willst du fliegen?“,
lacht die verkleidete Kürbisfrau. „Hallo, Mama bringst du uns zu Biene? …
Was, du kannst erst in einer Stunde kommen? Es regnet! … dann müssen
wir laufen. Das dauert … In gut einer Stunde fährt hier … du kommst, danke.“
„Da habt ihr es besser als ich. Sagt mal, was habt Ihr vorhin gesungen?“
„Wir hängten an Wörter mit der, das einfach Appendixe mit in und innen an.“
„Und dann kommt so ein Blödsinn wie Büssin heraus?“ „Lustig, nicht wahr?“
„Lustig? So versteh ich euch nicht. Was wollt ihr mir damit sagen?“
„Oh Männin, erst so cool, jetzt fragst uns das? Gendern! Schon davon gehört?“
„Seltsam, etwas verunstalten, und das als lustig zu bezeichnen?“
fragt sich gedankenverloren der grübelnde Fahrgast für sich, als ihn ein
quietschender bunt bemalter aus seinen Gedanken aufschreckt und bespritzt.
„Muss das sein? Mit diesem Dreck muss ich jetzt zum Termin!“ „Sorry Männin.“
„Das Gruselkabinet! steigt ins Mamataxi. ein. Ich hab nicht viel Zeit.“ Peng. Die Tür zu. Erneut quietschen die Reifen. Das Gefährt entschwindet augenblicklich.
Der Nieselregen bleibt, unaufhörlich, Tropfen für Tropfen, hüllt er den wartenden Fahrgast ein, dessen Gedanken minütlich mißmutiger werden:
„Morgen bin ich krank. Restaurant? Mein Geld reicht nur noch für die Büssin.“
„Da steht sie bei ihrer Wegesrändin, diese Haltestellinninhinweisin.“,
denkt der durchnässte wortverwirrte Fahrgast. „Wie war das auf dem Berg?“
In Gedanken sieht er sie vor seinem inneren Auge erstrahlen, als wär sie da.
„Sie war zwar klein, sehr klein, in hohen Höhen, leuchtend weiß unübersehbar,
gar nicht unsichtbar, eher verlockend, einladend als eine seltene Trophäe.“
träumt der wartende, inzwischen fast durchnäßte Fahrgast, „Mein Edelweiß,
das ich gerne gehabt hätte, als begehrtes Symbol meiner Leistung in der Höhe.
Per Gesetz wird Seltenes geschützt, das wertvoll ist. Ist die Büssin noch nicht selten genug, dass auch sie wertgeschätzt werden müsste? Zweistündlich ?“
… „Da steht sie bei ihrer Wegesrändin, bedürfte aufgrund Seltenheitsangebots
den Schutz fast wie ein Edelweiß, um der Nachwelt erhalten zu bleiben. Steht
hier hoch erhobenen Hauptes sonnengelb leuchtend, eigentlich unübersehbar an viel befahrener Strecke… bestimmt für Pedaliererinnen? Per Pedesinnen?“,
sinniert der wartende stärker fröstelnde Fahrgast folgenreich weiter: „Auch sie
bietet Menschen als Trophäe alle seltenen zwei Stunden eine Busfahrt an,
derweil zirka 350 Autofahrer geringschätzig unbeachtet an ihr vorüberrauschten?“
… „Da steht sie bei ihrer Wegesrändin, fast verspottend lächelt sie mich an,
ich muss mich setzen. Doch wohin? Auf die Mülltonne. Von dort seh ich nicht, wenn die Büssin eintrifft.“ Gedacht, getan, schiebt er diese an die Haltestelle.
Müsste das jetzt nicht auch Haltestellinnen heißen?“. Und hievt sich unbedacht auf die Tonne. Leises Peng! Der Müll rollt zu der Haltestellinnin. Schuldbewusst,
umherguckend entfernt sich der triefende, fröstelnde Fahrgast und denkt: „Sie
steht weiterhin ungerührt. Hoch erhobenen Hauptes guckt sie auf mich herab.“
… „Wo bin ich hier? Wie überall auf die Ländin, steht auch sie stoisch hier, mit Ihrem aufdringlichem Gelb, mit ihrem hoch erhobenen Hauptinnen, wie landauf, landab, hier verdünnisiert, wird ihr Leistungsangebotinnen gern übersehen.“,
verirren sich die Gedanken der wartenden Fahrgastsäule, nasskalt erstarrt.
Sie denkt: „Als wäre Büssin unsichtbar, mit sporadischen seltenen Tourinnen
zur Supermärktin, zur Ärztezentrise, zur Bahnhöfin, Thermalbädin, bequem? Nö~“
Da steht ein Fahrgast am Wegesrand, einsam verirrt
am Wegesrand, liest er den Fahrplan. Ein Mann von Welt,
klar wissend was er will. Er will einfach nur zum Arzt in den Nachbarort,
Doch er kommt nicht fort. Ein Geistesblitz: „Eine Stunde laufen, so überhole ich den Bus locker.“ Das trübsinnig nasse Umfeld ergreifen Besitz
seiner Gedankenwelt. Er wird zunehmend verwirrt, läuft hin und her. Er wartet.
Da steht er am Wegesrand, läuft hin und her, der Regen hört auf.
Die kühlen Tropfen kriechen nicht mehr in seinen Hemdkragen,
als plötzlich ein Auto hält. Die Tür öffnet sich mit
einer freundlichen Frauenstimme: „Hallo Herr Nachbar!
Wo darf ich Sie absetzen? Nun kommen Sie schon. Sie sind ja ganz nass.“
„Haben Sie Nachbar gesagt? Ohne in oder innen? Oh, ja gerne. Ich komme mit. Schön, Sie kennenzulernen.“ „Kennen Sie mich nicht? Na, der Regen hat Ihnen ganz schön zugesetzt.“ „Ja, ja, das auch. Aber das lange Warten. Bei uns gibt’s so was nicht. Hier, stopp. Danke! Heute Abend melde ich mich, Frau Schön, das ist doch richtig?“ Sie lacht: „Schön.“, und weg ist Frau Schön. Die Sonne blinzelt ihm ins Gesicht: „Hatschi!“
©️Ute M.
10. November 2022
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