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  • Gepostet am 13. November 2020
  • Autor/-in: © Ute M.

Feierabend am See?

Merkwürdiger Feierabend am See

An einem schönen Spätfrühlingstag, fast wie ein Sommertag wandere ich durch die Natur.Versonnen bleibe ich stehen und blicke über den See.

Schon wieder soll ich eine Entscheidung treffen. Nicht leicht.
Was ist gut? Was ist schlecht? Gedankenverloren sortiere ich
die Möglichkeiten nach plus und minus. Das erfordert meine
ganze Konzentration.

Mit diesen Gedanken beladen schaue ich versonnen dem Rangieren zweier LKWs zu, die ihre Seitenfenstern herunterkurbeln und erst leisere, kürzer,dann immer lautere Nettigkeiten sich zurufen: „Jetzt ist aber Schluss.“ „Ich werd Dir zeigen, wie hier Schluss ist. Und wie hier Schluss sein wird, das zeig ich Dir jetzt…“ , er öffnet die Tür, guckt, steigt wieder ein und zeigt dem anderen die Richtung, aus der sich ein Ordnungspolizist nähert.

Der eine Fahrer gibt Gas. Der andere kurbelt sein Fenster wieder hoch. Beide konzentrieren sich und siehe da, es funktioniert. Einer nach dem anderen bekommt mit Konzentration und Sachverstand die Kurve, sie drehen um und weg sind sie. Ruhe kehrt wieder ein. Nur das Schreien der Möwen, das Zanken der Enten ist zu hören und das monotone nervige Geräusch der nahen Autobahn. „Ob hier auch bald ein Windrad steht, mit diesen Brumm Geräuschen? Was wollten hier in der Sackgasse die riesigen zwei LKW’s? Wahrscheinlich führte das Navi sie mal wieder an den See. Das passiert woanders andauernd. Die neue Normalität, auch dort wo Kinder nur spielen wollen. Alles ist nun normal,  das andere wird normal! Der Bürgersteig, der einst so schön war, einfach platt gewalzt mit den breiten viel zu langen Containerwagen.“, denke ich und sehe sie am Ende der Straße beide wieder stehen. Zwischen ihnen flitzt der Polizist, wedelnd mit seinem Block, hin und her.  Er telefoniert, er reguliert ganz allein zwischen den Wahnsinnskollossen und den um ihn herum fuchtelnden, bis hierhin schreienden, laut hörenden beiden Streithähnen. Es ist weit und breit sonst niemand zu sehen. Ich habe anderes vor und entferne mich von dem Geschehen. An anderer Stelle halte ich inne.

Im Hintergrund schreien, jagen, kämpfen Enten in diesen späten Frühlingstagen, so wie einige Stunden zuvor das viel zu frühem Hahn krähen, mit der anschließenden laut kreischenden, kämpfenden Rabengruppe, die mich völlig aus den Schlaf süßer Träume riss. Die Natur der Tiere lebt ihre Frühlingsgefühle aus. Das ist unüberhörbar, und schön anzusehen.

„Ja, das ist die Natur. Es geht um’s werden, um’s leben, um’s vergehen, ja um’s sterben. Ein ewiger Kreislauf.“, mit diesen Worten stört jemand meine Gedanken.

Ich gucke erstaunt, wer plötzlich solche nüchternen, realistischen Feststellungen trifft? Hier inmitten der schönen, romantischen Natur.

„Kindchen, guck nicht so erschrocken. Gestern kam ich aus dem Krankenhaus und kann wieder frohlocken.
Mit Musik, Gesang und Flötenklang werde ich diese Welt verlassen,
nicht durch enge Gassen.
Hoch werde ich fliegen und das Leben besiegen.“

„Was?“, stottere ich irritiert. „Was meint diese Frau neben mir?“, denke ich fast ein wenig belustigt, wäre nicht das Wort Krankenhaus gefallen.

*Teil 2 folgt

 

© Ute M.

Freitag, 13. November 2020

Fortsetzung: Teil zwei!

 

Die Sirenen heulen in der Ferne. Immer näher kommen sie.

„Was wollen die zwei Peterwagen hier? Haben die sich auch
verfahren, Peter eins und Peter zwei?“

Bevor ich fragen konnte, was sie mit Peter eins und Peter zwei
meint, grüßen die ausgestiegenen, heran nahenden zwei gut
aussehenden Uniformierten freundlich, und fragen uns direkt,
ob wir etwas Ungewöhnliches beobachtet haben.

„Nur zwei LKW’s haben sich verfahren. Beim rangieren fuhren sie
einiges platt. Dort sehen Sie, der angetitschte Baum, der muss bestimmt gefällt werden, so schief steht er jetzt. Der halbe Gartenzaun liegt
krumm und schief flach im Garten, die Gartentür ist total verbogen.
Dadurch gelangt keiner mehr ins Haus, und die Bank? Das sind nur
noch Splitter.“

„Wir sehen es Frau, wie war noch mal Ihr Name?“

„Dr. von Siehmalhier.“

„Darf ich Ihren Ausweis sehen?“

„Sie wundern sich über meinen Namen? Doch wozu möchten
Sie meinen Ausweis sehen?“

„Reine Routine! Wir brauchen Sie beide als Zeugen. Wenn
Sie mir auch Ihren Ausweis bitte zeigen?“

„Den habe ich nicht bei mir.“

Das Frage- und Antwortspiel ging noch ein Weilchen weiter, bis die
Ordnungshüter ihre Daten zusammen hatten und wieder in Peterwagen eins und zwei einstiegen. Unsere Blicke verfolgten ihre Fahrt, die an den noch immer in der Straße stehenden Riesenlastern endete. Wir drehten uns beschaulicheren Dingen zu, als die feste, ernste Stimme meiner Zufallsbekanntschaft an mein Ohr drang:

„Corona bekommt mich nicht mehr zu fassen.“, sagt diese elegant sportliche große schlanke Frau gelassen. Dabei guckt sie zufrieden lächelnd auf den See, und endet mit den Worten:„Sie verstehen mich nicht, das sehe ich an Ihrem Gesicht.“

Sie dreht sich auf dem Absatz um, will gehen, kommt dann doch wieder zurück und sagt erklärend:

„Ach Kindchen, ich habe das Leben voll genossen. Mit Pauken und Trompeten will ich noch jeden Tag sorgenfrei genießen. Wie einen langen schönen Feierabend nach getaner Arbeit, nach einem glücklichen Leben.
Ja, wie ein großes Fest nach getaner Arbeit! Doch vieles ist mir mitunter zuwider, zu viel Distanz, zu wenig Service von Mensch zu Mensch.
Zu steril, zu hygienisch gefühlsfrei.“

„Gefühlsfrei? Das habe ich ja noch nie gehört?“, sage ich lachend. Ihr Blick zeigte mir, sie fand das gar nicht witzig.

„Ich brauche Hilfe. Was wird mir gesagt? Ich solle googlen! Ist das nicht gefühlsfrei?“

„Ja und? Das macht doch heute jeder?“

„Ich weiß! Bei einfachen Sachen, da gucke ich aber auch noch bei anderen Suchmaschinen.“

„Andere Suchmaschinen?“ Die Frau wird mir immer rätselhafter.

„Was gucken Sie so erstaunt? Es gibt nicht nur Google! Das müssen Sie mal probieren. Das kann spannend werden! Sie bekommen einen viel besseren Überblick. Klicken Sie einfach auf Suchmaschinen, und Sie bekommen ein breites Angebot von…“

„Das ist bekannt, aber Sie sagten, dass Sie Hilfe bräuchten?“

„Menschliche Hilfe, Unterstützung! Von Mensch zu Mensch! So
wie früher, als anfreunde, Familie, Nachbarn etwas empfahlen.
Jetzt soll ich Hilfe nun im Internet suchen! Auf Plattformen!
Dort soll ich und mich informieren! Für Hilfe hier in der Region?“

„Richtig! So wie im Papier gedruckten Branchenbuch suchen
Sie jetzt mit digitalen Suchmaschinen.“

„Vielleicht kann ich Ihnen helfen?“

„Das Branchenbuch, das könnte mir helfen. Schnell finde ich was ich suche, alphabetisch sauber geordnet. Übersichtlich, klar, Zack, Zack! Das gefällt mir! Gestern? Das dauerte, und dauerte, bei einigen Suchmaschinen im Internet. Manchmal sogar erst auf Seite zwanzig wurde ich fündig, mit dem was zu mir paßte. Dann ging ich wieder auf andere Suchmaschinen, andere Plattformen, und ging alles ratz fatz! Komisch! Das verunsichert mich! Warum war bei manchen Suchmaschinen das Gesuchtes direkt auf Seite eins?“

„Suchen Sie einen Arzt? Suchen Sie eine Wohnung? Suchen sie Pflege?
Was suchen Sie? Welche Hilfe brauchen Sie?“

„Einen Bestatter!“

Wie eine kalte Dusche trafen mich diese zwei kurz und bündig ausgesprochenen Worte, in dieser friedlichen, hoffnungsfrohen
Umwelt, bei schönstem Wetter.

Nach einer kurzen Pause antworte ich verdutzt, fast stotternd:
„Sie suchen einen Bestatter? …. Hier im Ort gibt es gleich zwei
und drüben gibt’s …“

„Inzwischen habe ich das mühsam herausgefunden… gestern Abend im Internet habe ich lange auf Plattformen nach einem Bestatter gesucht.
Der soll mir helfen Ballast, Sorgen, Entscheidungen abzuklären.“

Wieder etwas gefasst fragte ich: „Darf es auch eine Bestatterin sein?
Da hätte ich zwei Tipps.“

„Gut, so dachte ich auch, und ich wurde fündig. Allerdings weiter weg.
Weibliche besternten gibt es kaum.

Doch jetzt brauche ich erst mal frische Luft. Ich muss meine Gedanken
neu sortieren. Manche Plattformen strengten mich so an, dass sie eher eine Zumutung als eine Hilfe gewesen sind. Dafür waren die zwei Plattformen gut, echt gut, echt gute Ratgeber. Die zwei gefielen mir, besonders eins. Aber die erst mal finden. Dann fehlten mir allerdings Bewertungen. Gerne hätte ich gewußt, wie arbeiten sie? Wie fanden andere Menschen sie? Mal schaun!“

„Bewertungen? Was meinen Sie damit?“

„Das ist wie mit der Arztsuche. Da stehen immer so Sternchen, das würde mir schon reichen, oder Meinungen. Das, wie der oder die Bestatterin eben anderen gefiel. Ob das stimmt, weiß ich zwar nicht genau, ob’s mir auch zusagt. Es wäre wie jedoch wie kleiner Wink, ein kleiner Hilfswegweiser. Entscheiden muss ich sowieso selbst, ganz alleine.“

Prompt fielen mir meine eigenen Probleme wieder ein. Auch ich wollte heute eine Entscheidung treffen. Doch zu viele Ablenkungen verhinderten das bisher.

„Sehen Sie! Schon wieder die Peterwagen! Sie halten!“

„Hier Ihr Ausweis! Und Sie kommen bitte morgen zu uns, um Ihre Zeugenaussage zu unterschreiben!“, und weg waren sie mit tütata.

„Schön, Sie kennengelernt zu haben. Sind sie morgen um die Zeit
wieder hier? Dann erzähle ich Ihnen wie es bei mir weitergeht.“,
sagte Frau Dr. von Siehmalhier und wollte sich entfernen.

„Sagen Sie mir noch, was meinten Sie vorhin immer mit Peterwagen?“

„Morgen Kindchen, morgen. Kommen Sie?….Bitte! Dann
löse ich Ihnen das Rätsel Peterwagen auf. Jetzt habe ich einen Termin
bei der Frau, die ich gestern auf dem Bestattungsportal gefunden habe.
Dort stand, worin sie mir helfen kann. Mal schaun! Bis morgen.“

Zögernd grüßte ich zurück: „Bis morgen!“, was diese Frau mir
wohl morgen erzählen wird, denke ich, als ein großer düster drein
blickender Mann mir von hinten auf die Schulter klopft.

Erschrocken blicke ich in sein Gesicht, und in noch vier
grimmigere drein schauende stechende Dunkle Augen,
der hinter ihm stehenden Bodybuilder Gesellen.

Irgendwie kam mir das Gesicht des vor mir stehenden
Mannes bekannt vor. Aber woher?

Fortsetzung: Teil drei folgt!

© Ute M.
17. November 2020

Wir veröffentlichen Ihr kreatives Werk!

Senden Sie dazu Ihre Arbeit an info@potpourri-see.de

Hier ist Ihre Chance!
Nutzen Sie diese Bühne für Ihre Präsentation!
Teilen Sie! Ihr selbst gefertigtes Werk, hier als Foto!
Es ist möglich.

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Dieser Blog, er ist eine kreative Textwiese, offen für junge und erfahrene Autoren, für Kreative, die etwas präsentieren/zeigen möchten. Buchstaben werden hier in Gedichte, Märchen, kurzen Texten von ernst bis heiter hübsch verpackt und sollen in unregelmäßiger Abfolge erscheinen.
Wer ebenfalls meint, sein Text schlummert schon viel zu lange in der Schublade, kann sich gerne anmelden, per Mail hier kontaktieren, und wer weiß, vielleicht steht auch dieser Text oder dieses Bild, Foto, dann bald hier.

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