KUCK GUCK Berlin – „Coronamaßnahmen“ Berliner diskutieren
Zufälliges Zusammentreffen *)
Erlaubt – nicht erlaubt?
Kurti KUCK wundert sich, dass nun einige Verbote aufgehoben werden, die zuvor in den einzelnen Bundesländern in Kraft traten, um die Corona Pandemie zu bekämpfen. Er wird unsicher. Soll er in Berlin bleiben?
Was denken Berliner, will er wissen und geht zu später Stunde aus.
Tatsächlich, einige Gaststätten sind geschlossen, die gestern noch voll waren. Er setzt sich vor ein Restaurant und wird unfreiwillig Zuhörer eines aufgeregten Gesprächs zweier Berliner.
„Ja, setzen se sich ruhig noch hin. Gleich gehen hier überall die Lichter aus. Sperrstunde!“ und zu seinem Gegenüber sagt er laut:
„Kieck dir det an!“
und ein Dialog entwickelte sich zwischen zwei Berlinern,
namens Piet und Jochen.
P: „Der darf.
Der darf nicht.
Der Charlottenburger darf nicht.
Der darf.
Der darf nicht.
Nachvollziehbar is det nich.
Sinnvoll is det och nich.
Wat isset?“
Suche nach Spaß!
J: „Pandemie bremst Urlaubsspaß!“
P: „Enfach nur Urlaub machen!
Det jeht nich!
De Schlange war zu lang vor dem Testzentrum.
Ick broch enen Negativtest.
Ick will nach Mecklenburg.“
J: „Und ick will nach … ick weß ja nichts mehr.
Ick jeh nach Hoose.
Jeht nich mehr, sind dort alle in Quarantäne, in Neukölln.“
P: „Jehn wa zu Kalle nach Wilmersdorf.“
J: „Sperrstunde! Der hat zu!“
P: „Und Axel in Frohnau is och bald pleite.
Der landet dann beim Steuerzahler?
Einheitlich, öffentlich diskutieren im Parlament is och nich mehr.
Sperrstunde hin, Sperrstunde her, det is een komisches Arbeetserjebnis?
J: „Det trifft alle Gastronomen auch mit funktionierendem Hygienekonzept.“
P: „Trifft och alle Hotels.“
J: „Trifft mir och.“
Verständlich?
J: „De janze Urlaub wird enem … wenn’s so weiter jeht, fehlt mir sowieso
bald Jeld.“
P: „Saj ick doch FLACH wird salonfähig, allet nur noch hü und hot.
Ick bin doch keen Kaltblüter.“
J: „Ne, aber een Coronagefährdeter.“
P: „Det is unsere solidarische Pflicht det hü und hot zu verstehn?
Meen Ackergaul kann hü und hot, ick nich.
Det is wie vernünftig gegen doof.“
J: „Kannst ja dajegen klagen.“
P: „Bist du völlig meschugge?“
J: „Berliner Gastwirte haben jeklagt.“
P: „Deswejen is jetzt alles durcheinander.
Wer Knete hat, der klagt!
Ick jloob, ick spinne.
Da ham wa een Parlament.
Det kost, und kost, und kost, wird immer aufgeblähter.“
J: „Det ändern se jrade.“
P: „Veräppeln kann ick mir selber, haste nich jehört? Tricki kommt, statt 709 oder so, det sollen sogar 750 Sitze werden. Wahrscheinlich wird anjebaut.“
J: „Det haste jetzt selbst erfunden.“
P: „Ne, det kam irjendwo, wurde jenau erklärt.“
J: „Dann erklär’s mir. Ick versteh deene Zahlen nich.“
P: „Kann ick nich, det is Zahlenakrobatik.“
J: „Ick sajet ja, de Rhenländer in Berlin, jetzt och noch Zahlenakrobatik.
Det is wie Karneval an de Spree – ach wärst du doch in Bonn jeblieben, sang wer?“
P: „Weeß ick nich. Sächsisch waren’s mehrere Geschwister mit Puddeln ofm Arm.“
J: „Hieß det nich: „Wärst du doch in Düsseldorf geblieben? „“
P: „Nu is Bonn hier, aber Uckermark is mit dabei, kluger Kopf, saj ick dir.
Wat willste machen, Wissenschaft muss sich der Mehrheit beugen.“
Regeln!
J: „Die Mehrheit hat mehr Ahnung?“
P: „Nee, du kannst ja klagen, um zu sehen, wer recht hat.“
J: „Und ick soll jetzt klagen, dat ick jetzt nach Hoose darf. Kieck, keen Geld.“ P: „Kannst och ohne klajen nach Hoose jehn, bist dann enfach in Quarante.“ J: „Und nichts jeht mehr, Klappe zu – Affe tot, nee, nee. Ick bin noch nich tot, will ick nich.“
P: „Siehst ick ärjer mich, weil der darf und icke darf nich. Meenen Laden muss ick nu absperren. Muss! Ick muss!“
J: „Mensch bist du blöd, det jeht um Einheitlichkeit, Solidarität.“
P: Solidarisch soll ick mich an Regeln halten, und warum darf der
wat ick nich darf? An welche Rejeln halten? Jibts für senen Laden andere Rejeln?
Macht det Parlament Rejeln für alle? Regeln für alle?“
J: „Kapierst du’s wirklich nich? Mach keen Theater.“
Flexibilisierung und Ausdehnung!
J: „Regeln sind wie ein Flexiband, je nach Evidenz, oder Inzidenz.“
P: „Wat is det denn wieder? Hört sich an wie det Nutri S, na wie soone Tierquälerei.“
J: „Wat?“
P: „Ach dette meen ick, de Ampel für’s Essen. Det heeßt doch Nutri, det Tier.“
J: „Nee, det bedeutet wat anderet.“
P: „Und wat meenste mit der Evid? Wat is det?“
J: „Det saj ick dir morjen.“
P: „Na du bist mir eener. Weeßt det selber nich. Mußt wohl erst nachkiecken
West du denn wat een dockdaun, wockdaun, und det allet is?“
J: „Hab meen Handy vergessen. Icke kenne Lockdown.“
P: „Handy, och soon Wort, wat jemand erfand. Noch mehr Unverständliches
und die jrenzen uns noch mehr mit fremden Wörtern aus.“
J: „Ausgrenzen is wat andres.“
P: „Wat denn? Wenn der eene den anderen bewußt nicht verstehen soll,
det is Ausjrenzung.“
Sprache
J: „Ausjrenzung is für dir schon, wenn du ne Haustür nutzt und sie abschließt?“
P: „Wär ja noch schöner, wenn mir jeder im Bett zukiecken kann. Ne, det is im Alltag komplizierter. Kennste det Buch „Germany 2054″ oder so ähnlich.“
J: „In 30 Jahren.“
P: „Autonomes Fahren! Nur noch per Karte zahlen! Wat det machen kann.“
J: „De Koofhäuser schließen se ja schon. Als Immobilien bringen se mehr Kohle. Der Weg ins Digitale.“
P: „Ja, so kommt mir det inzwischen vor. Allet jut zentral kontrollieren?“
J: „Kontrolle in der Pandemie muss sen. Det Chaos jetzt jeht och nich.“
P: „Det ja. Doch warum die vielen neuen Zungenbrecher? Allet komplizierter mit diesen andauernden seltsamen Wörtern. Am loofenden Band een neues Wort. Det wär een Paradies für den Komiker, wie heeß de Holländer, ach nee, jetzt musste Nederländer sajen. Allet ändert sich. Verstehen tuste nix, wie soll icke denn dann Demokratie machen.“
Durchblick
J: „Piet spiel nich verrückt, det machen andere. Verschaukel mir nich.“
P: „Det seh ick. In meenem Hühnerstall find ick mir besser zurecht.
Sajst zu mir Evid, und verstehst det selber nich. Evi- oh ja, jute Idee,
icke fahr zur Evi. Meen Laden is sowieso zu.
Dufte, jetzt biste wieder meen Freund. Hatte schon dran gezweifelt.“
J: „Wo wohnt Evi?“
P: „In Paris.“
J: „Dir is wirklich nich zu helfen.
Paris, Frankreich, über 30.000 Corona Neuinfektionen in 24 Stunden.
Bleb hier. Wir trinken een Helles.“
P: „Sperrstunde! Schon verjessen?
Ick darf nich – du darfst jetzt och nich. Allet zu!
Der Charlottenburger darf nich!
Der die Klage jewonnen hat, der darf, ick bin enttäuscht.“
Lösungsansatz
J: „Da darfst och nur sitzen. Komm!“
P: „Wohin?“
J: „Kieck mal hier rin. Nee, wir sollen Kontakte reduzieren.
Setz de Maske off, die dürfen hier, und wir dürfen jetzt och.
P: „Merkste wat.“
J: „Wat?“
P: „Det is wi de verbotene Apfel in Nachbars Jarten!
Jetzt macht’s erst richtig Spaß.“
J:„Bei dir piept’s. Piep Piet, komm!“
Toleranz
P: „Rudi Carell hieß der.“
J: „Wer?“
P: „Na der Holländer, ach nee, der Nederländer.
Is det en anderer als der Holländer?“
J: „Ne, det darfst nej mehr sajen.“
P: „Werd ick bestraft oder ausjejrenzt? Det darf ick nich, jenes nich, ick
will doch nur reden. Soll ick immer erst lesen bevor ick wat saje?
Merkste wat? Det is bekloppt wat du sajst.“
J: „Nee, det wird jetzt alles jerejelt. Det darfst de, det darfst de nich.
Alles janz sauber klar getrennt. Det is wie mit de Hygiene, Sauberkeit!“
P: „Wer sajt det, dat ick nich sajen darf, wat ick denk?“
J: „Denken darfste. Sauber denken!“
P: „Wie kann ick denken, wen ick nich mehr sajen kann, wat ick will, aber mir nich merken und dann sajen kann wat sauber korrekt is un det soll, aber ick mir det och nich merken kann? Det is doch mit mir mitjewachsen. Det is wie ne mitjewachsene Wildblumenwiese. Wie jrade un krumme Jurken. Det Leben is nu mal bunt un och nich nur jrau, sondern grau schattiert! Sauber denken? So umständlich wie det Ampel Tier Nutri! “
J: „Musste lernen!“
P: „Nutri Tierhaltung ist verboten.“
Anpassung
J: „Ach det weeste, dass de det nich darfst. Warum weeste nich, wat
een Score is? Stellst dich wohl extra dumm?“
P: „Natürlich weeß ick wat een Score is, det heeßt, det bedeutet, det jibts
bei de Schufa.“
J: „Von Pelztierhaltung kommen wir zur Schufa. Det heeßt enfach Punktezahl.“
P: „Warum heeßt denn det Nutri Score. Eene Punktzahl beim Nutri?“
J: „Mit Nutri is doch de Lebensmittelampel und nich de Nager jemeint.“
P: „Wer hat dieses Kauderwelsch entschieden, das Parlament?“
J: „Ha, ha!“
Zahlen entscheiden
P: „Nix ha, ha! Ick finde det, na ja freundlich jesagt, unpassend. Ick
bin doch keen Papagei allet …“
J: „Beruhige dir.“
P: „Kann ick nich, denn ick will een Wasserstoff Auto koofen, jeht nich.
Score Regeln, Pandemie und jetzt noch Behinderungen beim koofen mit Punktezahl!
Also wenn meen Nachbar pleite is, dann bekomme ick schlechte Punkte bei der Schufa, und je mehr Nachbarn schlecht oder ihre Rechnungen nich bezahlen, je mehr schwarze, schlechte Punkte bekomme icke. Det ist ja wie Sippenhaft. Deshalb kann’s passieren, keene Wohnung, keene Finanzierung, wejen diesem Algorithmus Score. Meene Nachbarn, meene Umjebung fließt mit in de Bewertung meines Scores ein! Verrückt!
Algorithmus Zeitalter!
Früher konnt ick mit menem Bankberater sprechen. Der is jetzt och im und mit Score Algorithmus befangen. Meene Umjebung jibt mir Punkte?
Und det is erloobt. Seit 50 Jahren, oder noch länger? Ick fass det nich!“
Handlungsmöglichkeiten
J: „Nun, dat ist deren Algorithmus. Musste weg ziehen, da wo Nachbarn enen besseren Score haben.“
P: „Bei diesen Mieten? Wie? Wegen eines schlechten Scores in jetziger Umgebung, schlechter Schufa weg ziehen? Und wejen schlechter Schufa kriegste sowieso kene billigere Wohnung, dann vielleicht Ablehnung wejen Dialekt? Diskriminierung unter der jläsernen Decke is det. Det empfind ick irjendwie unjerecht.“
J: „So is det mit de Unjerechtigkeit. Oft versteht man sie erst, wenn man sie selbst erfährt.“
Markt
P: „Ne, zu viele suchen preiswerter Wohnungen! So viel verdien ick nich.“
J: „Du willst dir doch een Wasserstoffauto koofen.“
P: „Am liebsten Solar. Det jibt det nich. Jeht och nich, meene Score Umgebung vermasselt mir meenen Score. Schlimmer noch, dadurch wird umziehen zwecklos. Dort, wo ick vielleicht wat bekommen könnte, würd ick dort dann ja vielleicht wieder enen schlechten Score in der neuen Score Umjebung bekommen. Bei preiswerteren Wohnungen jibts och dort Score Nachbarn, die nicht so viel Jeld haben? Aussichtslos! Die Katze beißt sich mit Score in den Schwanz. Einmal gefangen, immer gefangen.“
Möglichkeiten
J: „Det würde ja bedeuten, de Score fördert sogenannte Ghettos von Wohlsituierten und schlechteren Wohngegenden. Der Score wäre
demnach so etwas wie ein unsichtbarer Zaun? Det jlobe ick nich.
Det wäre ja noch mehr Entmischung.“
P: „Nee, neudeutsch heeßt det Gentrifizierung. In den Siebzigern war einiges wohl weiter, als et noch Durchmischung hieß. Det darfste nich mehr sajen, wenn de up to date sen willst.“
J: „Det is mir schnuppe.“
P: „Dir? Bist doch immer schniecke.“
J: So wie du. Im Ernst, jeder Vermieter muss sich diesem Score heutzutage unterordnen. Er kennt dir nich.“
P: „Ick kann det dem Vermieter zeigen, sajen, den richtjen find ick nich. Score hindert mich. Andere verdienen mehr. Is och alles zu teuer. Jetzt och noch Corona.“
J: „Det is nu mal jetzt so jeregelt. Du musst dir dem Algorithmus unterordnen!
Warum koofste keen Elektroauto, du musst dann allerdings …“
Schmeckt’s?
P: „Muss, soll! Ick hab die Nase voll, mit den darfst, darfst nich, den massigen neuen Wörtern, sollst, musst so reden. Hat jemand zu viel Zeet? Ick muss arbeten, Kohle ran schaffen, det jeht zu denen, die mir jetzt sajen, det darf ick und det darf ick nich? Det versteh ick nich. Wie soll ick verdienen, wenn ick nich darf? Det is manchmal wie en Eentopp, wie een Potpourri, allet rin, merkst nur noch schmeckt’s oder schmeckt’s nich. Meen Laden muss zu! Du willst woanders hin? Schmeckt mir nich.“
J: „Kieck da drüben. Gleich schmeckt’s! Da siehste sojar wat im Bier drin is, darfst mit auswählen, deen Helles ohne Alkohol.“
P: „Hast Glück. Ick jeh mit. Drüben, det is meen Bruder.“
*) Orte, Namen, Handlungen frei erfunden.
© Ute M.
17. Oktober 2020
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