Kiesel-Wiesel gestalten

 

Ich bin ein Kiesel-Wiesel

Ich bin ein Kiesel-Wiesel!

Ich steh nicht zum Verkauf!

Ich gehöre allen auf dieser Welt.

Ich gehöre niemanden, das ist’s, was mir gefällt.

Ich füge mich den Naturgewalten, den alten,

ich mag nicht die neuen, die pausenlosen Stahlkalten.

 

Ich bin ein Kiesel Wiesel,

dreh mich flink herum,

mal geschoben, mal gehoben,

von den Gezeiten beizeiten,

sie meine Treiber annleiten,

mit verschiedenen Antriebsstärken,

können sie sich wohl wenig merken,

um mein Wohlbefinden zu stärken.

Sie schleifen meine Ecken ab,

drehen meine Kanten platt, 

holen mich ins Meer, werfen mich an den Strand,

wo so manche, so mancher mich fand,

begutachtete mich mal im Wasser, oder auf dem Land,

nahmen mich sogar in die Hand,

oder bohrten ein Loch in mich für ein Band,

was Ihr lustig fandet. Hing ich an einem Halsband,

ganz gegen meine Natur, wünscht ich mich zurück in den Sand.

 

Kiesel Steine

 

Ich will wandern, ich bin ein Kiesel-Wiesel!

Jahrhundertealt bewegte ich mich in mancher Gestalt,

bereiste mithilfe meiner Energiebegleiter den Erdenball,

Naturkräfte dabei mich schliffen, zerkleinerten mit Knall,

auch Menschen brachen mich aus Mauern.

Mein Leben konnte Gewalten überdauern,

ob hell oder dunkel, ich kann lauern,

lass mich von Wellen treiben.

So bleibt mein Leben frei, schön.

Ich kann die Welt mit anderen Augen sehn,

weil viele mich bewegen, der Sturm,

der Wind, sie mich weg wehen, krumm rum, wie ein Wurm, 

so bleib ich hart im Nehmen, im langen Leben.

 

Ich bin Kiesel-Wiesel!

Als Grundstoff dieser Welt

spiele ich mit im Weltkonzert.

Ihr unbekümmert auf mir herum tretet,

schreit oft dabei noch: Lauf, lauf!

Obwohl Ihr wißt, ich kann nicht laufen.

Sogar meine Verwandten verscherbelt Ihr für Geld,

verklebt, monumentiert sie in Palästen, Häusern.

Dort sollen sie still sein, was ich nicht will.

Ich will frei reisen mit meinen Freunden,

dem Meer, dem Sturm, dem Wind,

will frei sein wie Euer Kind,

mich drehen rund herum,

ohne in Mauern fest zu kleben.

Könnt Ihr das verstehen?

 

„Ist doch nur ein Stein.“,

denkt Ihr vielleicht im Sonnenschein.

Ich bin Kiesel-Wiesel!

Ich schwamm von weit her hier ins Meer.

Schuf Berge, mit Wasser ich die Täler formte,

die Ihr heute bewundert.

Lang, lang, war das her,

doch nun muss ich fürchten, Ihr wollt mehr,

und mehr, sogar mich mit all meinen Geschwistern

wollt ihr überall fest setzen, betonieren, mich, uns austrocknen,

so dass der Regen mich, uns nicht mehr erreicht,

mich, uns nicht mehr treibt, unser Eigenleben nicht bleibt,

wir Kiesel uns nicht mehr bewegen können.

Wir können dann nicht mehr Landschaft sein.

Berge tragt Ihr ab, macht’s platt, versiegelt, wie einen Tiegel.

Ihr wollt Kiesel-Wiesel nur noch als künftige 08/15 Dekoration

Ton in Ton, statisch, still ohne Ton?

 

Denk nach meine Tochter, mein Sohn,

schenk Deinen Kindern mit uns Landschaftsglück.

Nimm Ihnen uns nicht weg Stück für Stück,

beschütze viele kleine runde Kiesel-Wiesel,

zwischen lebendigen Wind und Wellen.

Damit Kiesel flink wie Wiesel bleiben,

wenn Naturgewalten Kiesel ergreifen zum neu gestalten

für Höhen, Tiefen, sie die Welt gestalten, systemisch wild natürlich.

Wir Kiesel sind der Teppich der Welt,

wir sind die Architekten der Welt.

©️Ute M.

21. Juli 2023

 

• Der immer größere Abbau geht inzwischen mit nicht einfach zu übersehenden Landschaftsveränderungen einher.