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  • Gepostet am 23. Dezember 2019
  • Autor/-in: © Ute M.

Vierter Advent

Dezembermärchen Xaver

(Teil 2)

„Wer ist die stärkste Eitelkeit bei Xaver?“, das fragen sich Xavers Freunde.

„Über welche Unwichtigkeiten freuen sich meine Freunde?“, fragt sich kopfschüttelnd dagegen Xaver.

Ihn erfreuen inzwischen nur noch die wachsenden Zahlen auf seinem Konto, seitdem er mit seinem schönen Lächeln immer erfolgreicher wird. „Freunde, meine Zeit muss arbeiten! Zeit ist Geld. Erfolg bring mir Geld. Wenn Ihr feiern wollt, ohne mich. Erfolg ist jetzt mein neues Leben. Ich muss arbeiten.“, und er hechtet eilig davon.

Er weiß nicht, dass in seinem Körperinneren ein Kräftemessen seiner in ihm wohnenden Eitelkeiten tobt. Jede der vier will mehr als der andere sein. Sie gönnten dem nebenan innewohnenden Erfolg nicht dessen Lächeln, welches er als sein großes Kapital behalten hat. Doch ohne so ein großartiges Lächeln sind die Eitelkeiten Schönheit, Stolz und Bequemlichkeit jetzt bedeutungslos.
So bedeutungslos wie ein Auto ohne Treibstoff fristen sie ihr Dasein. Sie können Xaver mit ihren speziellen Stärken nicht mehr antreiben. Xaver spürt nichts, wenn er Schönheit, Bequemlichkeit sieht und ist nicht stolz oder glücklich. Er redet nur noch über sich, wie er erfolgreich ist. Er will nur noch haben, haben, reich will er werden. Jeder soll ihn anhimmeln. Ständig interessieren ihn nur noch Zahlen. Xavers Freunde spotteten: „Xaver, Du hast nur noch Dollar auf den Augen.“

Unsichtbar klagen in Xavers Körper auch die Eitelkeiten sich gegenseitig ihr Leid. Sie wollen das ändern und beraten in ihrer unhörbaren Geheimsprache.

„Du, von Erfolg holen wir uns unser Lächeln wieder zurück, denn ohne Lächeln ist meine technisches Know How sinnlos. Die Menschen lassen meine technischen Angebote links liegen.“ , sagt Bequemlichkeit zu den anderen nachdenklich. „Ja, meine Delikatessen, will ohne Lächeln auch keiner,“ sagt Stolz. „Fragt mich erst mal. Der Preis für das Schönheitselixier wird immer billiger, aber keiner bestellt. Als ich noch mein Lächeln hatte, verkaufte ich massenhaft davon. Und jetzt? Zum heulen ist es,“ sagt Schönheit in ihrer Geheimsprache im Inneren des Menschen Xaver.

In Xavers Körper sind sich alle Sensoren einig. Schönheit will das Lächeln von Erfolg, und dessen Verbündeten der Hoffnung, zurück erobern.
Auch Stolz will das Lächeln von der Eitelkeit Erfolg, und dessen Verbündeten Hoffnung, sich zurück holen.
Bequemlichkeit hat das gleiche Ziel.
„Wir alle wollen unser Lächeln zurück holen. Wir brauchen einen Plan. Zusammen schaffen wir es. Jeder von uns muss ihn so lange von innen nach außen kitzeln, bis er außen eine Gänsehaut bekommt. Erst dann kann die Eitelkeit Erfolg unseren Xaver nicht mehr beherrschen. Das wird unser Chance. Also, kitzelt ihn von solange, bis er eine Gänsehaut bekommt. Dann wird Erfolg schwach. Das ist das Zeichen, dass er wieder fühlen kann. Erst dann hat er auch Gefühle für uns.“

Weihnachten steht vor der Tür

Diese inneren Eitelkeiten können Weihnachten besonders gut entfalten. Das ist die magische Zeit für kleine Wunder. Wünsche gehen in der Weihnachtszeit oft leichter in Erfüllung. Sie arbeiten heimlich, Menschen versteht ihre Geheimsprache nicht. Die inneren drei Eitelkeiten wirken kompliziert. Schönheit, Stolz und Bequemlichkeit, diese drei sind sogar
Xaver ziemlich fremd. Sie erscheinen ihm nutzlos.

Xaver wundert sich deshalb immer mehr, warum er mit seinem neuen Batteriewerk zwar immer mehr Erfolg hat, aber seine Geschäfte mit dem Schönheitselixier, das Geschäft mit den stolz hochpreisigem Delikatessen weniger werden. Sogar die bequem auf dem Markt angebotenen Frischeprodukte wollen Menschen nicht mehr. Sie wollen fix und fertig Gekochtes, egal was drin ist, Hauptsache gut schmeckend und billig muss es sein.

So verschwindet allmählich auch bei Xaver das äußere Lächeln für Schönes. Bequemes und Stolz, das sind für ihn unnützer Firlefanz, Zeitfresser. Zeit fehlt ihm immer häufiger auch für sein ehemals wunderschönes Lächeln. Lächeln gibt’s bei ihm nur noch gegen Geld.

Bei ihm innen drin klopfen sich Hoffnung und Erfolg, die Sensoren von Xaver, schadenfroh gegenseitig auf ihre Schulter. Grinsend fühlen sie sich stark und sagen: „Ha, wir haben etwas, was andere wollen. Wir haben jetzt das einmalige Lächeln von Xaver. Das können wir jetzt zu unserem Vorteil nutzen“, denken sie immer noch siegessicher.

Die Sensoren von Eitelkeit mit dessen Verbündeten Hoffnung, beide verhandeln in Xavers Körper untereinander hart und überheblich mit den drei übrigen Eitelkeiten, dem Stolz, der Schönheit und der Bequemlichkeit! Doch keiner der Drei kann dem Erfolg mit seiner Hoffnung so viel anbieten, dass Erfolg und Hoffnung zufrieden sind. Erfolg schimpft: „Zeit kostet Geld. Wenn ihr wisst, was ihr wollt, dann kommt wieder.“

Für Fremde wird äußerlich erkennbar, dass für Xaver nur noch sein Erfolg wichtig ist. Seine Mitmenschen sehen nun, Xaver reagiert immer öfter mit: „Ist mir doch egal. Für Geld müssen andere springen, sofort und schnell.“ Er wird respektlos bis gnadenlos. Hart setzt er seine Forderungen durch. Seine Produkte werden immer teurer und qualitativ schlechter. Diese werden immer häßlicher, zerbrechlicher und unbequemer. Seine Verträge dauern immer länger, sie sichern sein Einkommen über Jahre. Sie sind fast unkündbar. Xaver hat kaum noch Konkurrenz. Das geht so erfolgreich, bis zu dem Tag, als an Xavers Geburtstag keiner ihm mehr gratuliert.

Xaver wundert sich, dass keiner anruft. Seine Freunde kümmern sich nicht mehr um Xaver. Sie feiern unterdessen mit anderen Leuten. Xaver wird einsam. Abends sitzt er nur noch alleine in seinem Zimmer, bis
Weihnachten sich alles ändert.

An diesem Tag hört er also seine innere Stimmen und versteht sogar auf einmal die Geheimsprache seiner inneren Eitelkeiten. Verzaubert kann er sogar in deren Geheimsprache mit Ihnen sprechen. Manche Menschen kennen das, und sagen dazu Gefühle. Doch für Xaver war das bis zu diesem besonderen Tag immer fremd. Er kannte bisher nur Kraft, Sport, Kampf, Macht und das holte er sich immer mit seiner Leistung, die jeder wie im Video auf Bildern sehen und verstehen kann. Dort kann man dieses grimassenhafte Lächeln als oberflächliches Danke oft sehen. Die Augen gucken ernst, und nur die Mundwinkel ziehen sich nach oben.

Also am 24. Dezember trifft Xaver seine Freunde auf dem Weihnachtsmarkt. „Hallo Xaver. Na, Du kannst vor Erfolg wohl kaum noch laufen?“, ruft sein Freund Bob. „Keine Zeit, keine Zeit! Ich habe viel zu tun. Doch in letzter Zeit läuft es nicht mehr rund.“
Bob klopft ihm auf die Schulter: „Wie wäre es mit mehr Schönheit und Service?“ „Dafür braucht man Zeit. Zeit kostet Geld. Zeit und Geld habe ich nicht.“ „Xaver, Dein 08/15 Programm schmeichelt nicht mehr. Es sieht langweilig aus. Vieles geht schnell kaputt. Du musst nachhaltig werden.“ Xaver guckt Bob verständnislos an. Er ärgert sich. „Aber, wenn es nachhaltig ist und lange hält, verdiene ich kein Geld.“ „Ärger Dich nicht. Wir wollen Dir einen Tipp geben, Xaver, mach’s nachhaltig und schön. Als Sahnehäubchen gute Beratung, das ist bequem, das ist echte Hilfe. So richtig stolz sind wir dann, wenn wir dieses Schöne liebevoll reparieren können.“

„Ihr spinnt.“ An jedem anderen Tag hätte Xaver arrogant den Kopf geschüttelt. Doch weil er an diesem zauberhaften Tag seine inneren Stimmen von den Eitelkeiten übereinstimmend hört, dass sie alle Vier wieder aus tiefem Herzen stressfrei lächeln wollen, wird er nachdenklich.

Zu seinen Freunden gewandt sagt er lächelnd und laut verständlich: „Ihr meint also, dass ich wieder mehr Zeit in meine Produkte stecken soll? Ihr wollt, dass sie nachhaltig und schön sein sollen? Ihr seid dann stolz darauf, wenn Ihr es reparieren könnt? Und Beratung, Service wollt Ihr auch noch? Das wird teuer.“ „Na und? Wenn Du der Beste wirst, dann hast Du wieder Erfolg.“, sagt Bob lächelnd zu ihm.

Das wirkliche Lächeln erstrahlt

Xaver hört auf die Stimmen seiner inneren vier Eitelkeiten und er muss lächeln, denn überall kitzelt seine Gänsehaut. Erst jetzt merkt er, dass er zuletzt nur auf seine Gier seines nicht zu sättigenden Erfolghungers gehört hat.
Bob ruft erfreut zu Xaver: „Xaver, endlich lächelst Du wieder so, so wie wir Dich kennen. Komm, wir feiern Dein Lächeln.“

In Xavers KörperInneren jubeln die vier Eitelkeiten. Kein Außenstehender sieht sie. Keiner hört sie. Nur Xaver spürt sie an diesem Tag tief in seinem Inneren. Sein Herz wird warm. Er fühl sich glücklich. Er spürt seine Gefühle. Er kämpft nicht wie sonst, um Eitelkeiten, diese übertrieben groß wie im Kino allen Menschen zeigen zu wollen. Seine aufgeplusterten Eitelkeiten schrumpfen wieder auf ihre normale Göße zurück, still und leise. Kein Leistungsdruck! Xaver muss nicht mehr prahlen, nicht repräsentieren. Er ist an diesem Tag wirklich glücklich. Er ist glücklich im Kreis seiner Freunde. Er braucht endlich nicht den Perfekten spielen. Er zeigt sich so wie er ist, mit seinen kleinen menschlichen Schwächen, mit seiner Gänsehaut.

Von da an, nimmt er sich wieder viel Zeit für seine Mitmenschen, nicht nur zur Weihnachtszeit.

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