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  • Gepostet am 16. September 2022
  • Autor/-in: © U.M.

Wenn Erwachsene spielen

Wenn Erwachsene spielen

„In jedem echten Manne steckt ein Kind und das will spielen .“, sagt Nietzsche.

Wo aber sind die Spielplätze für das erwachsene Kind?

Wenn 80.000 Menschen zusehen, wie 22 Stars eine Show geben: Ist das Sport? Oder Spiel? Oder vielleicht keins von beiden?

Wenn enzelne Athleten es durch ungeheure Anstrengung dahin bringen, immer noch ein bißchen höher, weiter oder schneller zu sein als alle anderen, dann ist aus dem Spiel nicht Ernst geworden, sondern Arbeit.

Die Arbeit hinwiederum ist glücklicherweise nicht immer ganz so ernsthaft wie sie tut. Nicht alles im Betriebsdienst ausschließlich der Fabrikation; nicht jedes Auto müßte unbedingt so groß sein wie es ist; nicht jeder Berg müßte bestiegen werden; mancher, der die Axt nur im Haus nahm, weil der Zimmermann sowieso nicht mehr kommt, merkte plötzlich, dass Selbermachen nicht nur nützlich, sondern auch lustig ist.

Geistesgrößen treffen sich heimlich zum Kegeln; Dichter reimen gelegentlich mit großer Freude Unsinn; Philosophen üben sich in Schüttelreimen; Zeichner spielen mit der Linie; und dass der Sohn die Eisenbahn hauptsächlich darum kriegt, damit der Vater damit spielen kann, ist sowieso bekannt. Wenn wir nicht wollen, dass unser Spieltrieb (TRIEB) eines Tages übermächtig wird und all die trockene Ernsthaftigkeit lachend über den Haufen wirft, dann müssen wir ihm ein paar Tummelplätze einräumen in unserem Leben, große oder kleine, offene oder getarnte oder auch pädagogisch verbrämte.

Andrerseit steckt im kindlichen reinen Spiel nicht nur ein tiefer Sinn, sondern auch ein tiefer Ernst.

Wer einmal einem Kind beim Spielen zugeschaut hat, weiß das.

Aber nicht nur Tiefe hat das Spiel , sondern auch Abgrund. Der enthüllt sich genau dort, wo der Spaß ein für allemal aufhört: Beim eigenen Leben!

Die Freiheit des Menschen zeigt sich darin, dass er mit seinem Leben spielen kann, dass er einen tiefen Drang in sich verspürt, im Angesicht des Todes, das Duell ein Spiel mit tödlichem Ausgang .

Dass es Spielregeln für die Kriegsführung gibt oder jedenfalls gab, die niemand verletzen durfte, ist ritterliche Tradition. Das Erbe einer Zeit und einer Anschauung, die das Leben betrachten und also gelassen aufs Spiel setzen konnte, weil sie wußte, dass es nicht der Güter höchstes ist, und die einen ehrenvollen Untergang  höher schätzte als einen mit unfairen Mitteln errungenen Sieg.

Von einem der unglücklichsten Fürsten der Geschichte , dem Stauferkönig Konradin, wird berichtet, er habe die Verlesung seines Todesurteils überhört, weil er im Kerker mit seinem Freund Schach spielte. Ein trauriger Anlass, aber ein erhebendes Beispiel. Unendlich oft hat seither das königliche Spiel seine Kraft im Angesicht des Todes bewährt. An allen Fronten hat es die Spieler den Irrsinn des Krieges vergessen lassen. In Gefangenenlagern haben halbverhungerte Soldaten sich das Brot vom Munde abgespart und daraus Schachfiguren geformt. Das hatte seinen tiefen Sinn. Denn Spiel ist Freiheit, Spiel gibt Freiheit.

Erwachsene spielen?

Das Spiel des Erwachsenen wird als zweckgebunden definiert, währen beim kindlichen Spiel die Freiheit im Vordergrund steht?

Die Verquickung Spiel und Freiheit hat sich spätestens im Zeitalter der Computertechnik gewandelt, obwohl nicht ganz, denn der berühmte Tolstoi Roman blickte schon damals hinter die Kulissen, dahinter, das bedeutet, statt Freiheit frührt übertriebenes (TRIEB) Spiel in die Unfreiheit, in die Abhängigkeit. Die heutigen Abhängigkeiten sind fast so unsichtbar wie ein Spinnennetz.

Fröhlich, zu fröhlich treiben lassen, so fröhlich wie eine flatternde Fliege sich im Netz verfängt, dort klebt im Netz des Netzes, und dann bedarf es vieler, vieler Anstrengungen, sich daraus zu befreien. Auch das ist Spiel, Spiel mit Folgen. Preis für die vorherige Freiheit.

Doch wer ist befugt den Preis für die Freiheit zu fordern? Einzig und allein das Überleben, oder auch die Gier, die übertriebene (TRIEB) Gier? Und wem ist es gestattet, Grenzen zu ziehen zwischen Trieb und Übertrieb? Bei der Spinne sehen wir es als naturgegeben an. Sie kennt nicht KULTUR, ETHIK.

Das Spiel der Erwachsenen kann ebenfalls ohne Kultur, Ethik fatal werden. Es ist sowieso nicht mehr das unbekümmerte (ernsthafte) Spiel der Kindheit, des Austestens der eigenen Grenzen. Erwachsenenspiel trägt in sich Verantwortung für seine Mitmenschen, für seine Umwelt, damit es allen gut geht, im gemeinsamen Erwachsenenspiel. So ist zumindest die ethisch, positive Haltung.

Kultur, Ethik, diese Prägung beginnt mit dem ersten Menschenschrei des Lebens: „Hier bin ich! Hier will ich sein.“, so wie es literarisch oft thematisiert worden ist. Also allgemein bekannt.

Wie verläuft die Prägung? Das ist entscheidend für das ganze Land, für die Zukunft auf diesem Planeten. Von klein auf, ein immerwährender Prozesses. Ein Zahnrad, wie in der Technik, muss jede Entwicklungsstufe in die nächste präzise ineinander greifen. Jedes Zahnrädchen des Gelernten ist für die Zukunft entscheidend, das zeigt sich leider erst im Erwachsenenalter.

Fällt ein Zacken aus der Krone, hat das Folgen, mal früher, mal später. Sorgsamkeit von Anfang an ist bedeutend in allen Lebenslagen, für das Funktionieren des Großen Ganzen!

Vorbilder braucht das Land, immer wieder neu, immer mehr! Diese Vorbilder brauchen Applaus. Vorbilder in der Arbeitswelt brauchen darüber hinaus existenzsichernde Maßnahmen.

Vielleicht ist deshalb der Sport so beliebt, weil er beides – Freiheit und Verantwortung- spielerisch „positiv sichtbar“ vereint?

Ist Sport das weitergeführte Spiel, das Eigentliche des ursprünglichen kindlichen Spiels?

 

 

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