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  • Gepostet am 17. Juni 2022
  • Autor/-in: © Ute M.

Ofen

Ofen – Der Ofen

 

Ofen, wohl dem,

der ihn noch hat!

Wer dann noch seinen eignen Wald hat,

er/sie ist fein raus aus dem Teuerungsdialemma!

 

„Ach, nein, CO2 hat Brennerei satt,

wir müssen uns ja zuerst  ein Zertfikat kaufen.

Zu welchem Kaufmann soll ich laufen?“

„Steck deine Klamotten in den Ofen rein ,“ ruft Emma.

Erich verbessert sie schnell: „Klamotten sollst du kaufen,

nicht verbrennen. Zum Geld verdienen, dafür sollst du rennen.

Steuern, Abgaben zahlen. Vom Rest  kaufst du CO2 Zertifikate.“

„ Die soll ich dann im Ofen verbrennen? Was macht das für einen Sinn? Ich geh lieber laufen!

„Vergiß dabei nicht Zertifikate zu kaufen.“

„Die verbrennen wir im Ofen? Du, damit wird der Ofen nicht heiß. Der Ofen brauch etwas anderes zum heizen. Geh mal schön allene  lofen.“

„Emma, Zertifikate sind zum Handeln, nicht zum verbrennen.“

„Ich brauch Wärme, wenn der Winter kommt. Was soll ich statt dessen verbrennen? Warum soll das so umständlich, mit Zertifikaten klappen? Steck in den Ofen alles rein, was du nicht brauchst. Pragmatisch, zu die Klappe, die Flammen lieben Pappe. Diese Wärme kann ich mir leisten. Solange ich noch nicht mein eigenes Sonnenkraftwerk habe, muss ich mir billiger Wärme beschaffen. Zieh nicht so eine Flappe.“

„Feiertag ist heut, virtuell, denn er ist abgeschafft. 17. Juni in Berlin, das bleibt jedoch unvergessen. Schon damals ging’s auch um Freiheit.“

„Emma! Die Arbeiter sollten auf der Stalinallee für weniger Geld mehr schuften!“

„Freiheit! Sag ich doch. Wenn du kein Geld hast, oder zu wenig, hast du auch weniger Freiheit.“

„Stopp! Bitte nicht so lässig. Du weißt schon, dass russische Panzer den Volksaufstand niedergewalzt haben?“

„Und auch niedergeschossen! Aber nicht nur in der Stalinallee.“

„Wo denn noch?“

„Na, überall wo Unruhen waren. Zum Beispiel in Köpenick. Menschenmassen bildeten eine Menschengasse Schüler, die durch sie hindurch zur Schule gehen mussten. Während sie durch diese engen Menschengassen hindurch halb liefen, halb geschoben wurden, knallten und flogen irgendwo Geschosse über ihren Köpfen.

„Auf welchem Platz war das?“

„Gegenüber vom Gefängnis. Das weiß ich. Dort ist eine Schülerin zwischen Schule und Gefängnis bei einer Menschenansammlung erschossen worden. Frühmorgens, vor Schulbeginn ist das passiert.“

„Das wußte ich nicht, Emma.“

„Woher auch. Das wurde totgeschwiegen. Heute ist darüber in keiner Zeitung etwas zu finden. Sogar historische Archive haben nichts über diesen Vorfall, und Zeitzeugen gibt’s wahrscheinlich auch nicht mehr, sagte mir kürzlich jemand. Nirgendwo steht etwas. Keiner lebt mehr, der etwas weiß. So verschwinden Tatsachen, bzw. werden als spinnert bewertet. .“

„Ein Gefängnis gab es in der Nähe einer Schule? Finde ich hier im Internet nicht.“

„Das Internet ist auch jünger als 69 Jahre. Es ist als Tatsache überliefert. überliefert, dass Schülerinnen in den 50er Jahren auf ihrem Schulweg fast täglich mit Schreien aus dem Gefängnis verängstigt in der Schule ankamen. Mittags, auf dem Rückweg war es ähnlich.“

„Von einem Gefängnis zu DDR Zeiten steht hier aber nichts. Keine Information.“

„Guck mal unter Werner Seelenbinder-Straße. Ungefähr 1 km weiter vom Gefängnis war auch ein Polizeirevier.“

„Verwaltungsschule steht hier.“

„Dann müssen Zeitzeugen gelogen haben. Mir wurde erzählt, dass dort regelmäßig Polizisten ein und ausgingen. Such mal richtig. Ich geh jetzt laufen. Das wird mir hier zu emotional. Schlimm! Hinterher will keiner etwas wissen. Ich such nachher mal selber.“

„Warum? Ist doch so lange her.“

„Aber was stimmt? Das will ich jetzt wissen. Da scheint entweder einiges zu fehlen, oder, ach ich weiß nicht. Es ist komisch. Ich dachte immer, das Internet hat so wichtige Fakten.“

„Kommt drauf an, wer es füttert.“

„Und wo sind die Einzelschicksale der damals Leid tragenden?“

 

©️ Ute M.

17. Juni 2022

 

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